Erfolgreich Scheitern (Teil 2)

Von leo, 25. Juli 2024
Ziele

Lassen Sie uns über den ersten Bestandteil meiner Erfolgsstrategie sprechen.

"Ziele sind für Verlierer!"

Ich sage, dass das Setzen von Zielen nicht funktioniert.
Nun, ich meine nicht, dass es wirklich immer nicht funktioniert.

Bauer
Vor hundert Jahren, wo die Dinge recht einfach waren, da war das Setzen von Zielen sinnvoll.
Wenn man zum Beispiel ein Bauer war und man sagte zu sich selbst:
"Ich muss vor dem Winter noch 40 Hektar Land bearbeiten."
Dann hat man sich das als Ziel gesetzt.
Dieses Ziel war dann auch sehr klar.
Und man wusste, dass im nächsten Jahr der eigene Bauernhof genauso aussehen wird wie in diesem Jahr, nur mit dem Unterschied, dass diese 40 Hektar Land dann bearbeitet sind.

Alles war ziemlich vorhersehbar. Es war einfach.

Aber heute!?

Handy
Schauen Sie sich nur mal die Komplexität Ihres Handys an.
Sie müssen erst ein Handymodell wählen.
Dann müssen Sie dazu einen Provider aussuchen.
Sie brauchen einen Sprachtarif, einen Datentarif, einen SMS-Tarif.
Sie haben Ihr 4G, Ihr 5G, Ihr WiFi, Ihr LTE.
Und dann die vielen verschiedenen Apps.
Es ist mehr Komplexität in Ihrer Tasche heute, als in dem gesamten Umfeld des Bauern vor hundert Jahren.

Reiter
Also, in der heutigen Zeit, wo sich alles ständig ändert, ändert sich Ihr Leben und in der gleichen Zeit ändert sich auch Ihre gesamte Umgebung.
Da ein Ziel zu haben, ist so, als ob man auf einem Pferd galoppiert, mit Pfeil und Bogen, und man versucht dabei ein Ziel zu treffen, welches sich irgendwo im Wald befindet, im Nebel, und das Ziel bewegt sich auch noch hin und her. Und man selbst hat nur einen Pfeil zur Hand.

Nun, manchmal klappt es. Und man trifft das Ziel.
Wenn genug Menschen, mit genug Pferden und genug Pfeilen es versuchen, wird jemand das Ziel schon treffen, oder?
Und wissen Sie, was dann wahrscheinlich passiert?
Diese Person schreibt dann ein Buch und schreibt dort:
„Es ist wichtig, Ziele zu haben.“

Und so kommt man zu der Erkenntnis, dass es gut ist Ziele zu haben.
Alle erfolgreichen Leute haben diese.
Also muss man diese selber wohl auch haben.

Pferde
Aber es gibt auch noch ein anderes Problem mit den Zielen.
Wenn man sich so sehr auf sein Ziel fokussiert,
und das ist ja einer der wichtigsten Punkte, wenn man ein Ziel hat,
man muss sich dann voll und ganz auf dieses Ziel konzentrieren,
denn wozu sonst ist das Ziel da!?
Aber während man sich dann mit seiner ganzen Aufmerksamkeit auf dieses Ziel konzentriert, gibt es in der Umgebung vielleicht auch noch ganz andere Möglichkeiten, welche man dann einfach übersieht.
Und diese sind vielleicht viel besser als was immer das eigentliche Ziel von einem ist.
Und so verpasst man vielleicht eine Menge an großen Möglichkeiten, die man einfach übersehen hat.

Nun, nachdem ich Ihnen diese Probleme bei den Zielen aufgezeigt habe:
Was ist besser? Was könnte besser sein als ein Ziel?

Und wenn ich sage „Ziele sind für Verlierer“, das Problem ist auch psychologischer Natur.
Wenn man ein Ziel hat und man erreicht dieses Ziel aber nicht, dann befindet man sich auch ständig in dieser negativen Stimmung.
"Mensch, ich habe dieses Ziel. Ich schaffe es aber nicht. Ich fühle mich so schlecht..."

System
Vergleichen Sie es mit einem System. Und ich definiere ein System so:
Es ist etwas, das man auf regelmäßiger Basis tut und das die eigenen Gewinnwahrscheinlichkeiten erhöht und die eigenen persönlichen Werte steigert.
Aber nicht in der Art, dass man ein bestimmtes Ziel verfolgt.
Sondern allgemein betrachtet.
Also, in anderen Worten, Ihre Gewinnchancen sind besser, aber Sie wissen nicht genau, wohin das alles führt.
Und besonders wichtig dabei ist, und das ist der Schlüssel zu dem Ganzen:
Sie müssen sicherstellen, dass Ihre persönlichen Werte auch dann steigen, wenn das Projekt selbst scheitert.
Denn auf lange Sicht betrachtet: Nur diese Verbesserung Ihrer Werte führt dazu, dass Ihre Gewinnchancen in der Zukunft immer besser werden.

Lassen Sie mich Ihnen einige Beispiele für ein System gegenüber einem Ziel geben.

Als ich noch in der Schule war, hatte ich einen Freund, Aykut.
Aykut und ich, wir beide hatten Mädchen gern.
Und wir beide wollten eine Freundin haben.
Wir beide hatten aber zwei ganz unterschiedliche Vorgehensweisen.

Meine Vorgehensweise
Ich hatte damals eine eher zielorientierte Vorgehensweise.

Zuerst habe ich mir ein Mädchen ausgesucht, das ich als Freundin haben wollte.
Ich habe dann viel Zeit damit verbracht, mich vorzubereiten.
Vorbereitung ist doch immer gut, oder?
Ich informierte mich über ihre Freunde und über ihre Hobbys.
Ich habe überlegt, wie ich sie quasi zufällig treffen könnte.

Und dann, nach Monaten der Planung und der Vorbereitung, war ich soweit.
Als ich das Mädchen dann angesprochen habe, führte es zu einem der folgenden drei Szenarien:

Die erste Möglichkeit war, dass sie sagte:
„Ich habe bereits einen Freund.“
Nun ja, das kann passieren.

Die zweite Möglichkeit war, dass sie sagte:
„Ich mag dich nicht.“
Ähm, jede hat da ihren eigenen Geschmack.

Aber manchmal, und das passierte wirklich nicht sehr oft,
manchmal sagte sie:
„Ich habe einen Freund und ich mag dich nicht.“

Und so...
Auf der Habenseite konnte ich verbuchen:
Ich habe nicht zu einer Erhöhung der Jugendschwangerschaften beigetragen.

Aykut
Mein Freund Aykut, er hatte einen ganz anderen Ansatz.
Er hatte mehr eine Art systematischen Ansatz.

Er ging in einen Raum voll mit Mädchen
und er warf seine ganze Routine ins Spiel.
Er ging zu jedem der Mädchen hin und fragte sie:
„Willst du meine Freundin sein?“

Nun, wie Sie sich vorstellen können:
Seine Erfolgsaussichten waren nicht sehr groß.
Er hatte nicht wirklich viel Erfolg dabei.
Aber allein aufgrund des Gesetzes der großen Zahlen
gab es doch immer wieder mal den Fall, dass eine „Ja“ sagte.

Aber das ist keine Geschichte über das „Gesetz der großen Zahlen“.
Also: Versuch es immer wieder, und wenn du oft genug versuchst, dann wirst du erfolgreich sein. Dieser Teil ist klar.

Was viel interessanter war:
Jedes Mal, wenn Aykut Misserfolg hatte, wurde er besser.
Er erlernte zusätzliche Fähigkeiten.
Er fand heraus, wie man sich Fremden annähert.
Er lernte: Wenn ich das sage, dann reagiert man so.
Wenn ich das andere sage, dann reagiert man so.
Er führte jedes Mal quasi eine Art Versuch-und-Irrtum-Vorgang durch bei diesen Mädchen.
Er lernte auch, mit einer Ablehnung immer besser zurechtzukommen.
Er verließ die Situation auf jeden Fall mit verbesserten Fähigkeiten und oft mit einer Freundin.

Ich dagegen habe weder meine Fähigkeit verbessert, noch hatte ich eine Freundin bekommen.

Bewerbung

Hier ein anderes Beispiel:
Ich habe einen Freund, mit dem ich jeden Donnerstag Billard spiele.
Er praktiziert eine Vorgehensweise, von der ich davor niemals gehört habe.

Er bewirbt sich auf Jobs, die er nicht haben will.
Es sind Jobs, bei denen sein Gehalt viel niedriger wäre als er momentan schon hat.
Oder solche, bei denen er sehr weite Wege zurücklegen müsste.
Also Bedingungen, die er niemals annehmen würde.

Aber, er arbeitet von zu Hause aus im Technologiesektor.
Und diese Vorgehensweise gibt ihm die Möglichkeit zu netzwerken,
also Menschen zu treffen, die er sonst nicht getroffen hätte.
Außerdem benutzt er es als Übung.
Also, jedes Mal, wenn er zu einem Bewerbungsgespräch geht, kann er sich immer besser „verkaufen“.

Eines Tages, vor ca. einem Monat, sagte er mir:
„Ich kann leider nicht mehr jeden Donnerstag mit dir Billard spielen.
Ich war bei einem dieser Bewerbungsgespräche für einen Job, den ich nicht wollte,
und am Ende des Gesprächs sagte mir der Interviewer:
'Sie sind total überqualifiziert für diese Position. Aber unser IT-Manager hat uns gerade verlassen, und Sie passen perfekt zu dieser Position.'“
So hat er diesen Job angenommen mit einem sehr hohen Gewinn für ihn.

Das ist ein System im Vergleich zu einem Ziel. Er ging dahin, nicht um den Job zu bekommen, aber er erhöhte seine Gewinnchancen jedes Mal, wenn er sein System verfolgte.

In meinem nächsten Beitrag gehe ich auf mögliche Systeme in den Bereichen Ernährung und Sport ein.

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